Aus dem Zeitungsartikel der Westfälischen Nachrichten aus dem Jahre 1978 anlässlich des 125-jährigen Geschäftsjubiläum

 

Lindfeld gehört dazu – seit 125 Jahren

Wilhelm kaufte das “Haus mit Kramladen” / Schon um 1900 Kegelbahn

O t t m a r s b o c h o l t

[hgw]. Wer in Ottmarsbocholt “Lindfeld” sagt, meint die bis 1607 zurückverfolgbare Sippe. Und wer die Sippe meint, kann um den Gastwirtszweig der Lindfelds kaum herum kommen. Die Gaststätte Lindfeld gehört zu Ottmarsbocholt dazu – wie die Mühle, der Karneval, wie Junggesellenverein, Bruderschaft und Weppelmanns Kapelle. Seit 125 Jahren und 4 Generationen. Ein wenig größer als 1853, als der Tierarzt Wilhelm Lindfeld das Gebäude an der Dorfstraße kaufte und damit die lange Tradition begann, mit Fremdenzimmern statt Landwirtschaft – aber sonst unverändert. Selbst der kleine Lebensmittelladen versorgt noch heute seine Stammkunden. Vielseitiger noch als der heutige Besitzer Reinhold Lindfeld, der auf den drei Beinen Gastronomie, Fremdenzimmern und Lebensmittelhandel steht, musste noch sein Urahne Wilhelm sein.

Mit tierärztlicher Behandlung allein ließ sich nicht leben, auch nicht von der Bewirtung der Fuhrleute, den kleinen Kramladen oder der Landwirtschaft. Erst alle zusammen ernährten ihn, seine Frau Elisabeth – eine geborene Schlingemann – und die sechs Söhne und die zwei Töchter. Wilhelm Lindfeld hatte das Haus mit Kramladen von Jobst Heinrich Baumeister gekauft, der dadurch seine Schulden von 303 Thalern, acht Silbergroschen und zwei Pfennigen tilgen konnte. Der aus dem Stammhaus in der Davert kommende Lindfeld-Sproß konnte sich dadurch selbständig machen.

In seine Fußstapfen traten noch vor Ablauf des Jahrhunderts – Wilhelm Lindfeld verstarb schon früh1885 – sein ältester Sohn Bernhard, der sich mit der Tierheilkunde beschäftigt hatte. Er richtete bereits den Gastraum und das Gastzimmer ein, die heute noch bestehen. Für die Kegelleidenschaft der Ottmarsbocholter, die noch immer nicht abgeflaut ist, baute er bereits um 1900 eine Kegelbahn. Die Kugel zu rollen, empfahl sich allerdings nur bei gutem Wetter, denn wie damals üblich, war sie an einer Seite noch offen. Nicht ohne Grund begann deshalb die Saison auch erst zu Ostern. Gekegelt wurde auch nur sonntags, in der Woche gab es genug Arbeit. Bernhard Lindfeld wiederum hatte vier Jungen. Wilhelm sollte Tierarzt werden wie sein Großvater, doch er ertrank im Müggelsee in Berlin während des Examens. Ein zweiter Sohn fiel im Kriege, so daß schließlich Gottfried, der Schlosser gelernt hatte, die Gaststätte übernahm. Er baute 1936 an und um und versetzte das Gebäude in den heutigen Zustand. Er richtete auch bereits die Fremdenzimmern ein.

Am 25. August 1958, seine Frau Agnes weiß es noch genau, übernahm der einzige Sohn Reinhold den Besitz. Vor zehn Jahren renovierte das Ehepaar, um das Stammlokal Ottmarsbocholter Vereine und allein 16 Kegelclubs so erscheinen zu lassen, wie es sich jetzt präsentiert. Hier kennen sich die Gäste untereinander, Dorfgemeinschaft ist keine leere Phrase. Sie soll auch zum Jubiläum herrschen. Auf große Feierlichkeiten verzichten Agnes und Reinhold Lindfeld, aber sie laden Stammkunden, Freunde, Gäste und alle die sich dem Hause Lindfeld verbunden fühlen, heute ein, um an dem Geburtstag teilzuhaben und sich mit ihnen zu freuen